Siebenschläfer, Schafskälte, Hundstage, Altweibersommer und das alljährliche Weihnachtstauwetter. Um Witterungsregelfälle ranken sich eine ganze Reihe Bauernregeln. Und: meteorologische Singularitäten. Damit sind Wetterlagen gemeint, die in einem bestimmten Zeitfenster, Jahr für Jahr, wiederkehren. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt,
je nach Wetterphänomen, zwischen 50 und 90 Prozent.
Zu den populärsten Wettersingularitäten, zu denen Volksmund als auch TV-Meteorologen gern und häufig greifen, gehört der Siebenschläfer. Er fällt auf den 27. Juni und zählt zu den wetterkundlichen „Lostagen“ des Altertums. „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“, weiß die Bauernregel. Und tatsächlich ist etwas daran. Dann, wenn man die gregorianische Kalenderreform einrechnet und, etwas großzügiger, nicht nur einen Tag, sondern den Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli betrachtet: Atmosphärische Winde, sogenannte Jetstreams, entwickeln dann Beständigkeit und können die folgenden Wetterwochen prägen. Diese Starkwind-bänder, die Hoch- und Tiefdruckgebietebeeinflussen, sorgen für die
stabile Wetterlage des Siebenschläfers.
Über seine „erstaunlich hohe Trefferquote“ staunt Christian Herold, Diplom-Meteorologe vom Deut-schen Wetterdienst. „Statistische Untersuchungen haben ergeben, dass die Regel in 60 bis 70 Prozent der Fälle zutrifft.“ Bleibt zuletzt die Namensfrage zu klären: Woher stammt dieser eigenartige „Siebenschläfer“? Aus einer Heiligenlegende. Sie erzählt von den sieben Schläfern, verfolgten Gottesjüngern, die in einer Höhle Unterschlupf und einen Jahrhunderte währenden Schlaf fanden. Auf eben diese Legende lässt sich auch das kleine, mausähnliche Nagetier zurückführen. Der gleichnamige Siebenschläfer ist für seine ausdauernde Winterpause bekannt. Die allerdings währt, anders als vermutet, nicht sieben Monate, sondern ausgeschlafene acht.
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Erläuterungen zu den einzelnen Wettersingularitäten
Hundstage:
Mit dem Hochsommer kommen die heißen Hundstage (23. Juli bis zum 23. August). Ihren Namen brachten die alten Römer mit, die sich von dem Sternbild des Großen Hundes inspirieren ließen. Sein heller Hauptstern Sirius, auch Hundsstern genannt, ist in der Morgendämmerung zu sehen. In seiner Nähe hält sich im Hochsommer die Sonne auf.
Schafskälte:
Die Schafskälte (11. bis 20. Juni) hat tatsächlich etwas mit Schafen zu tun. Sie sind zu diesen feucht-kalten Tagen traditionell bereits geschoren, der Kälteeinbruch kann für sie bedrohlich werden. Muttertiere und Lämmer verlieren daher erst später ihre Winterwolle.
Altweibersommer:
Der Altweibersommer hat nichts mit Seniorinnen zu schaffen, die genüsslich in der Herbstsonne sitzen. Das althochdeutsche Wort „weiben“ bezeichnete das Weben von Spinnennetzen. Sie sind im Morgentau der warmen Tage gut sichtbar. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes trifft die Wetterlage (20. September bis Anfang Oktober) mit über 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein.
Quelle: “Zum Hofe” (Ausgabe 2/2017)