
Die grüne Bundestagsfraktion hat in 13 deutschen Städten verschiedene Fleisch und Wurstprodukte einkaufen und auf ESBL produzierende Keime analysieren lassen. Im Rahmen dieser nicht repräsentativen Stichprobe wurden auf 10 von 63 Produkten ESBL-bildende Bakterien nachgewiesen.Verschiedene Medien haben jetzt über die Untersuchung berichtet. Meine Kollegen haben deshalb nochmal Hintergrundinformationen zu ESBL-Keimen in Wurst für Sie zusammengestellt.
Die Bezeichnung ESBL steht für „extended-spectrum beta-lactamases“ und bezeichnet ein Enzym, die Beta-Laktamase, das einige Antibiotika inaktivieren kann. Der Terminus beschreibt lediglich die genannte Fähigkeit und stellt keine Klassifizierung dar. In den meisten Fällen handelt es sich um Bakterien der Familie der Enterobacteriaceae, zu denen unter anderem Salmonellen und Escherichia coli gehören. (Hier im Blog haben wir dazu schon einmal berichtet.)
Verschiedene Übertragungswege möglich
Weil die Resistenzgene sehr häufig auf übertragbaren Genabschnitten liegen, können sie auch zwischen verschiedenen Bakterien derselben Art oder auch unterschiedlicher Arten ausgetauscht werden (sogenannter horizontaler Gentransfer). Auch über den Kontakt mit infizierten oder besiedelten Menschen (Schmierinfektion) oder mit verunreinigten Gegenständen können ESBL-produzierende Bakterien übertragen werden.

Bei der Herstellung und Verarbeitung von Fleisch und Fleischwaren können diese Keime trotz umfassender Hygienemaßnahmen in bzw. auf die Produkte gelangen. Das Risiko einer Infektion mit ESBL bildenden Bakterien über Lebensmittel hängt von der Erregermenge im Lebensmittel ab. Ein weiterer entscheidender Faktor sind die Hygiene- und Lagerungsbedingungen im Haushalt.
Durch regelmäßige Probenahme muss der Hersteller die Einhaltung von Grenzwerten, im Speziellen in Bezug auf Salmonellen und Escherichia coli nachweisen. Die Durchführung der mikro-biologischen Untersuchungen und der möglicherweise erforderlichen Maßnahmen werden im QS-Audit von den Auditoren intensiv überprüft.
Mit Monitoringprogrammen das Risiko von Resistenzen senken
Das QS-System trägt zudem mit dem Salmonellenmonitoring und dem Antibiotikamonitoring zusätzlich zur Reduzierung von ESBL-Keimen bei:
Ziel des QS-Salmonellenmonitorings ist die Identifikation von Schlachttieren aus Schweine- und Geflügelhaltenden Betrieben, die ein erhöhtes Eintragsrisiko von Salmonellen in die Fleischproduktion aufweisen. Diese Betriebe sind verpflichtet, gemeinsam mit dem betreuen-den Tierarzt Maßnahmen zur Reduzierung von Salmonellen einzuleiten. Auch die Umsetzung dieser Maßnahmen wird in den unabhängigen QS-Audits überprüft.
Die Vertreter der Wirtschaft im QS-System haben bereits 2011 die Einführung eines Antibiotika-Monitorings im QS-System auf den Weg gebracht. Seit 2012 steht eine bundesweit einheitliche Datenbank für die QS-Systempartner zur Verfügung. Eine flächendeckende Information über den Antibiotikaeinsatz ist notwendig, um den Einsatz von Antibiotika zu optimieren und langfristig resistente Keime zu reduzieren. Mit diesem Monitoringprogramm wird eine verlässliche Datengrundlage geschaffen, um dieses Ziel zu erreichen.

Das Antibiotika-Monitoring bietet durch die Erfassung des Antibiotikaeinsatzes eine Vergleichsbasis (Benchmark): Tierhalter und Tierärzte erkennen anhand der Daten und geeigneter Auswertungen (Therapieindex) Handlungsbedarf. Geflügel- und Schweinehalter mit einem überdurchschnittlichen Einsatz antimikrobieller wirksamer Medikamente sind dadurch aktiv gefordert, ihr Gesundheitsmanagement zu verbessern.
Das QS-Prüfzeichen gibt somit den Verbrauchern beim Einkauf u.a. eine Orientierungshilfe für einen verantwortungsbewussten Medikamenteneinsatz in der Tierhaltung.