
(Quelle: QS)
Auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am 23.05.2013 hat QS erste Zahlen aus dem Antibiotikamonitoring veröffentlicht. Die Resonanz darauf war groß.
Im Rahmen ihrer Berichterstattung hat die topagrar ein Interview mit QS-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff geführt. Darin äußert er sich u. a. zu den von QS veröffentlichen Zahlen aus dem Antibiotikamonitoring bei Schweinen und skizziert die Grundlage, um den Antibiotikaverbrauch der einzelnen Betriebe zu vergleichen.
Das Interview ist in gekürzter Form in der topagrar-Ausgabe 07/2013 erschienen. Das vollständige Interview haben wir hier mit Erlaubnis der topagrar veröffentlicht.
Sie haben kürzlich erste Ergebnisse des QS-Antibiotikamonitorings bei Mastschweinen vorgestellt. Gibt es Anlass zur Sorge?
Nein, überhaupt nicht. Zwar liegen noch nicht für alle Betriebe Daten vor – schließlich wurde erst im Herbst mit der Einbindung der Schweinemastbetriebe in das Antibiotikamonitoring begonnen – aber erste Orientierungswerte lassen sich erkennen. So kommt ein Viertel der Betriebe in der gesamten Mast ganz ohne Antibiotika aus. Werden Antibiotika eingesetzt, erfolgt dies an weniger als durchschnittlich sechs Behandlungstagen. Wir stehen aber erst am Anfang. Bis jetzt wurden für etwa 7.500 Betriebe Daten vollständig erfasst und einer ersten Auswertung unterzogen.
Um Vielverbraucher aufzuspüren, müssen Sie die Betriebe miteinander vergleichen. Was dient dabei als Vergleichsbasis?
Die Auswertungen sollen Betrieben die Möglichkeit geben, sich bezüglich des Antibiotikaeinsatzes mit anderen Schweinhaltern zu vergleichen. Für diese Vergleiche wird der Therapieindex je Betrieb herangezogen. Der Therapieindex kann als Maß für die Intensität des Antibiotikaeinsatzes verstanden werden. Dabei werden die Anzahl der Behandlungstage, die Anzahl der Wirkstoffe und die Anzahl der behandelten Tiere miteinander multipliziert und durch die Anzahl der Mastplätze, die jeder Schweinemäster angegeben hat, dividiert. Der Gesetzgeber beabsichtigt mit der Novelle des Arzneimittelgesetzes eine vergleichbare Vorgehensweise.
Welche Verbrauchs-Intensitäten haben Sie in den bisher untersuchten Betrieben gefunden?
Wir stehen am Anfang der Datenerfassung und Auswertung und sollten deshalb mit der Bewertung von Daten noch zurückhaltend sein. Was können wir zu den bislang vorliegenden Daten schon heute sagen? Etwa ein Viertel der Betriebe haben einen Therapieindex von 0, setzen also keine Antibiotika in der Mast ein. Der größte Teil der Betriebe haben einen Therapieindex zwischen 1 und 10, und ein geringerer Anteil der Betriebe liegt über 10. Es lassen sich schon heute recht große Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben erkennen. Aber was viel oder wenig, häufig oder selten ist beim Antibiotikaeinsatz, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Diese Daten zu bewerten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wird Aufgabe von Experten aus Landwirtschaft, Tierärzteschaft und Wissenschaft sein, mit denen wir uns dazu regelmäßig abstimmen.
Wie wollen Sie die Vielverbraucher dazu zwingen, den Antibiotikaaufwand einzuschränken?
Wir müssen zunächst einmal festhalten, dass Tiere, die krank sind, behandelt werden müssen – das gebietet der Tierschutz. Der Einsatz von Antibiotika gehört dazu. Landwirte, die im Vergleich zu anderen Betrieben einen höheren Therapieindex haben – entsprechende Grenzwerte dazu müssen von den Experten festgelegt werden – sollen Beratung durch einen Tierarzt in Anspruch nehmen. Dabei soll gemeinsam mit dem Tierarzt überlegt werden, wie z. B. durch eine Verbesserung der Tiergesundheit und Haltungsbedingungen oder auch durch spezielle Impfprogramme der Gebrauch von Antibiotika reduziert werden kann.Alle Tierhalter erhalten zukünftig vierteljährlich Rückmeldung zum Antibiotikaeinsatz in ihren Betrieben und den Vergleich über den Therapieindex. Diese Vorgehensweise kennen die Schweinemäster auch aus dem Salmonellenmonitoring.
Reicht es auf Dauer, nur den Antibiotika-Verbrauch bei Mastschweinen zu erfassen?
Nach Ansicht von Experten muss auch der Einsatz von Antibiotika bei Sauen und Ferkeln im Monitoring berücksichtigt werden. Die Vertreter der Landwirtschaft werden sich darüber in den kommenden Wochen verständigen und die Vorgehensweise beraten.
Aber auch heute ist es schon möglich, Daten aus den Sauen und Ferkel haltenden Betrieben in der Antibiotikadatenbank zu erfassen. Einige Tierhalter und Tierärzte nutzen das bereits.