
Die Berichterstattung im Radio des Bayerischen Rundfunks (BR) rückt das „QS-Prüfsiegel“ heute in den Fokus der Kritik. Auch die Politiksendung „Kontrovers“ im Fernsehen des BR plant einen Beitrag über die Kontrollen im QS-System. Auf den Vorwurf, dass das QS-Siegel nur gesetzliche Vorgaben umfasst, haben wir hier im Blog bereits geantwortet. Jetzt steht die Eigenkontrolle der Wirtschaft in der Kritik. Auch dazu wollen wir Antworten geben und klarstellen: QS Systempartner produzieren und vermarkten sichere Lebensmittel – vom Landwirt bis zur Ladentheke. Bei den Recherchen zum Beitrag hat sich die verantwortliche Journalistin auch bei QS gemeldet. Hier ist, was wir auf Ihre Fragen geantwortet haben:
Wie ist das Kontrollsystem aufgebaut?
Jeder Lebensmittelproduzent ist gesetzlich dazu verpflichtet ein Eigenkontrollsystem umzusetzen (siehe EU VO 178/2002). Das ist die erste Kontrollebene. Im QS-System wird die korrekte Umsetzung dieser gesetzlichen Anforderung von unabhängigen Experten überprüft. Die Proben im QS-Futtermittelmonitoring werden von unabhängigen Laboren analysiert und von ihnen direkt in die QS-Datenbank eingegeben. Das ist die zweite Kontrollebene. Zusätzlich prüfen auch die amtlichen Kontrolleure, ob die Unternehmen ihre Eigenkontrollen korrekt umsetzen. Das ist die dritte Kontrollebene. QS-Systempartner werden also doppelt unabhängig geprüft.
Wie stellt QS eine lückenlose Kontrolle der zertifizierten Produkte und Betriebe sicher?
Jeder Systempartner wird regelmäßig von unabhängigen Zertifizierungsstellen kontrolliert. So erreichen wir eine Kontrolldichte von 100%. Die Kontrollen erfolgen in der Regel risikoorientiert, d. h. die Auditoren, die für QS kontrollieren, kommen häufiger zu den Unternehmen, die bei Kontrollen aufgefallen sind. Alle, die an der Produktion eines Lebensmittels beteiligt sind, müssen sich an die Vorgaben des QS-Systems halten. Dabei darf kein Glied in der Kette fehlen: Futtermittelhersteller, Futtermitteltransporteure, Tierhalter, Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Wo QS drauf steht, muss 100% QS-Ware drin sein. Das gilt in vollem Umfang und für jedes Produkt, das mit dem QS-Prüfzeichen gekennzeichnet wird.
Wie begegnen Sie dem Vorwurf, QS-Kontrollen würden überwiegend nach Voranmeldungen stattfinden, seien lediglich “Papierkontrollen” und es gebe zudem keine unangemeldeten Kontrollen von unabhängig (also nicht vom Hersteller selbst) genommenen Futtermittelproben?
In der Futtermittelwirtschaft werden in jedem QS-Audit bis zu 194 Einzelkriterien geprüft. Die Kontrolle der betrieblichen Dokumentation ist ein Teilbereich der Auditierung. Hinzu kommen die umfassende Vor-Ort-Prüfung der Produktions- und Betriebsstätten und das Futtermittelmonitoring.
Die Probenahme bei Futtermittelherstellern und auf den landwirtschaftlichen Betrieben erfolgt nach den von QS vorgegebenen Kontrollplänen. Diese enthalten detaillierte Vorgaben zur Probenhäufigkeit und zur Vorgehensweise bei der Beprobung. Die Probenahme hat regelmäßig und über das ganze Jahr verteilt zu erfolgen und nicht nur zu einem Termin, wenn sie möglicherweise gar keine Relevanz hat. Im unabhängigen QS-Audit wird dann überprüft, ob die Probenahme richtig erfolgt ist.
Die Proben werden unmittelbar bei zugelassenen unabhängigen Laboren zur Analyse eingereicht. Diese sind verpflichtet, die Analyseergebnisse direkt in die QS-Datenbank (Futtermittelmonitoring) einzugeben. Dort werden sämtliche Werte tagesaktuell angezeigt. 2012 wurden insgesamt 350.000 Analyseergebnisse in die Datenbank ausgewertet. Bei Überschreitungen von Grenzwerten werden von QS zusammen mit Unternehmen und Behörden die notwendigen Maßnahmen ergriffen.
Welche Sicherheit für den Verbraucher bietet die Tatsache, dass die zu kontrollierenden Futtermittelproben von den Futtermittel-Herstellern selbst genommen und eingeschickt werden? Warum setzen Sie auf diese Praxis?
Ausgangskontrollen beim Einzelfuttermittelhersteller werden durch Eingangskontrollen beim Mischfuttermittelhersteller ergänzt und gegengeprüft. Die Dopplung von Beprobungen schafft Transparenz über die ganze Kette. Dieses System wirkt, denn genau die Eigenkontrollen der Wirtschaft haben die Verunreinigungen in den zurückliegenden Futtermittelkrisen aufgedeckt. Durch das Ineinandergreifen von unternehmenseigenen-, QS- und amtlichen Kontrollen wird ein hohes Maß an Sicherheit erreicht.
Auf Ihrer Homepage verweisen Sie darauf, dass es seit 1.1.13 seitens QS auch unangemeldete Kontrollen geben soll. Wurden in Bayern bereits entsprechende Kontrollen durchgeführt und wenn ja wie viele? Bei wem? Und: (wie) hat sich Zahl der Kontrolleure bei QS verändert?
Unangemeldete Kontrollen im QS-System wurden in Verdachtsfällen oder bei den systemeigenen, unangekündigten Stichprobenaudits auch bisher schon durchgeführt. Im letzten Jahr waren das annähernd 1.500 zusätzliche unangekündigte Audits. Neu ist die generelle Einführung unangekündigter Kontrollen, regelmäßig für alle Systempartner. Das gilt natürlich auch in Bayern.
Die Audits im QS-System werden von unabhängigen und akkreditierten Zertifizierungsstellen durchgeführt. Jeder Auditor muss umfangreiche Schulungen und Tests absolvieren, um QS-Audits durchführen zu dürfen.
Wie viele Kontrolleure sind im Auftrag von QS unterwegs – hat sich die Zahl zum Vorjahr verändert?
Die unabhängigen Auditoren im QS-System sind branchen- und fachspezifisch ausgebildet und werden für die jeweilige Prüfstufe zugelassen. Insgesamt sind 436 Auditoren im QS-System zugelassen, davon 113 für die Stufe Futtermittelwirtschaft. 2011 waren 413 Auditoren im QS-System zugelassen, davon 97 in der Futtermittelwirtschaft.
1 comment on “Antworten auf die Kritik des Bayerischen Rundfunks am QS-System”
Ich glaube es gibt vielerorts ein Mißverständnis über die verschiedenen Kontrollarten: Die QS-Kontrollen von denen hier überwiegend die Rede ist, sind die Audits. Dort wird ja kontrolliert, ob die QS Regeln eingehalten werden und alles dokumentiert ist. Da bei werden aber keine Laborwerte ermittelt. Das sind dann die Eigenkontrollen der Systempartner. Nennt sich nur dummerweise auch QS-Kontrolle. Das geht auch hier im Beitrag lustig durcheinander.
Vort dem Hintergrund des Aflatoxinfunde fragen sich viele, wieso das erst bei der Molkerei auffällt. Wenn es sich um belastete Futtermittel bzw. deren Komponenten handelt, hätte ich zumindest erwartet, dass das vor dem Ausliefern an die Landwirte bemerkt wird.